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07.06.2021

Personalhäuser für eine bessere Gesundheitsversorgung

Abgelegene Gesundheitszentren in Afrika sind auch für einheimisches Fachpersonal und ihre Familien wenig attraktive Arbeitsorte. Fehlen angemessene Wohnmöglichkeiten, bleiben Arbeitsstellen oft unbesetzt. Seit 2013 engagiert sich SolidarMed deshalb erfolgreich beim Bau und Betrieb von einfachen Personalhäusern in Sambia.

Nurse Otrine Dhlodhlo Haakonde with her son Ethan in front of their house in rural Mpanshya.

Personalhäuser retten Leben

In allen Ländern im südlichen Afrika besteht ein kritischer Mangel an Gesundheitspersonal, besonders in ländlichen Gebieten. Darunter leidet die medizinische Grundversorgung. Um diesem Problem zu begegnen, braucht es gezielte Anreize und Strategien, um gutes Gesundheitspersonal aufs Land zu bringen. Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nennt beispielsweise staatliche Leistungszulagen für Stellen in abgelegenen Gesundheitszentren oder auch Ausbildungsstipendien. Vor allem aber sei die Verfügbarkeit von Wohnhäusern für viele Gesundheitsfachleute ein wichtiges Entscheidungskriterium für eine Stelle auf dem Land. Drei von vier befragten Gesundheitsfachleuten würden einen Job auf
dem Land sogar einem in der Stadt vorziehen, wenn eine angemessene Unterkunft zur Verfügung stehen würde.

Nachhaltiges Bauen für die Gesundheit

2011 gründete SolidarMed als Teil des Projekts «Sustainable Housing for Health» in Sambia die Wohnbaugenossenschaft SolidarInvest. Sie soll neben bestehenden Gesundheitseinrichtungen in ländlichen Regionen Personalhäuser bauen und gleichzeitig Ausbildungsmöglichkeiten für lokale Jugendliche im Bauwesen anbieten. SolidarMed beabsichtigt damit, Anreize fürs Gesundheitspersonal in ländlichen Gebieten zu schaffen, um damit die Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Zusätzlich renoviert SolidarInvest bestehende Personalhäuser der Gesundheitseinrichtungen und integriert sie ins Portfolio der SolidarInvest-eigenen Häuser. Das Gesundheitspersonal ist von den Behörden angestellt. Die Miete der Häuser
wird direkt vom Gehalt des Gesundheitspersonals abgezogen und SolidarInvest ausbezahlt. Die Einnahmen werden in die Instandhaltung investiert und der Überschuss für neue oder renovierte Häuser und für Ausbauprojekte der Spitäler verwendet. Nachhaltige und umweltschonende Bauweise vor Ort ist dabei ein wichtiger Grundsatz. Während der ersten Phase von 2013–2014 konnten 10 Häuser gebaut werden. Mit jeder neuen Phase und im Verlauf der Jahre kamen weitere
Häuser dazu. Aktuell gibt es 87 Personalhäuser. SolidarMed wird bis Ende 2021 insgesamt 106 Personalhäuser gebaut haben. Wenn aufgrund von Kosteneinsparungen auch Mittel zur Renovation weiterer schon bestehender Häuser zur Verfügung stehen, könnte diese Zahl auf 112 Häuser steigen.

Bestehendes Personalhaus auf der Baustelle von SolidarInvest in Mpanshya, Sambia.

Chance für junge Berufsleute

SolidarMed unternimmt als Bauherrin und Betreiberin der Häuser grosse Anstrengungen in direkter Partnerschaft mit dem Gesundheitsministerium, die Wohnraumsituation fürs Gesundheitspersonal ständig zu verbessern. Ein Schritt ist dabei auch den Bau der Häuser kostengünstiger und CO2-neutraler zu gestalten. Anfänglich verwendete das Projekt Backsteine und Betonblöcke, welche in der Herstellung ressourcenintensiv und eher umweltbelastend waren. Seit zwei Jahren werden die Häuser aus Blöcken gebaut, die direkt vor Ort auf der Baustelle hergestellt werden. Dabei wird Erde mit Zement gemischt und in einer speziellen «Makiga»-Maschine zu Blöcken geformt. Diese trocknen dann zugedeckt während einer Woche. Im Vergleich zu Betonblöcken oder Backsteinen stossen die Blöcke aus gepresster Erde bei der Herstellung bis zu achtmal weniger CO2 aus und benötigen zehn bis fünfzehnmal weniger Energie. Auch hinsichtlich der Oberflächengestaltung suchte SolidarMed nach neuen Möglichkeiten und stellte von Fliesenbodenbelag hauptsächlich auf Betonboden um. Aufgrund dieser Kosteneinsparungen können zusätzliche Häuser gebaut werden. Dank der Herstellung der Blöcke vor Ort sind aber auch neue Arbeitsstellen entstanden. So konnten 144 Menschen der umliegenden Gemeinden bei der Fabrikation von Tausenden von Blöcken mitarbeiten. Viele fanden danach Anstellungen bei lokalen Bauunternehmen. Zusätzlich hat SolidarMed im Rahmen der Blockherstellung ein Berufsausbildungsprogramm für insgesamt 24 junge Berufsleute eingeführt. Dabei betreut ein Ausbildner pro Distrikt die Lernenden. Mit dem Diplom, das sie nach Abschluss ihrer Ausbildung erhalten, eröffnen sich gute Möglichkeiten für eine Anstellung im Baugewerbe.

 

Lesen Sie mehr zu diesem Projekt und weiteren Bauprojekten in anderen Partnerländern in unserem Magazin Fokus (Ausgabe 21/2).